Recording FAQ
Heutzutage nehmen die meisten Leute ihre Musik selber auf und mischen und mastern sie zu Hause, unterwegs oder in lokalen Studios. Dieser ganze Prozess der Musikproduktion kann manchmal anstrengend werden. Es gibt immer etwas Neues zu lernen, denn täglich erscheinen neue Produkte und Techniken. Um schnell und einfach einen Start zu finden, hier einige Kurzantworten zu häufig gestellten Fragen. Falls etwas unklar sein sollte oder ein spezifisches Thema anliegt, ich bin gerne verfügbar.
Wie richte ich meine DAW für eine Aufnahme ein?
Öffne ein neues Projekt in Deiner DAW. Entweder ein leeres oder aus einer Vorlage.
Speichere es idealerweise gleich unter einem Namen und Ort den Du später schnell wieder finden kannst.
Stelle sicher, dass keine ungewollten Plugins aktiviert sind.
Obwohl folgendes meistens automatisch schon eingestellt ist, kontrolliere, ob unter den Projekteinstellungen eine Bitrate von 24 oder 32bit und eine Samplingrate von 44,1khz oder höher ausgewählt ist. (Je höher die Raten, desto mehr Speicher wird verwendet.)
Ebenfalls in den Projekteinstellungen sollte die Buffer Size auf die niedrigste Zahl eingestellt werden. z.B. von 512 auf 32 Samples. So wird die Latenz auf ein Minimum gehalten.
Erstelle eine neue Audiospur und wähle den entsprechenden Eingang. Z.B. Eingang 1, wenn dieser auch am Interface verwendet wird. (Die Einstellungen der Interface-Software könnten auch noch kontrolliert werden. Manchmal kommt es vor, dass dort Inputs deaktiviert sind.)
Solange der Pegel am Interface richtig eingestellt ist und mit der Verkabelung alles in Ordnung ist, solltest Du jetzt “Aufnahme” drücken können und Signal bekommen. Falls Du über Lautsprecher abhörst, möchtest Du den Track vielleicht zuerst stumm schalten, um mögliches Feedback zu vermeiden.
Hin und wieder sichern nicht vergessen.
Wie funktioniert der Signalfluss?
Das Transportieren eines Signals von einem Punkt zum anderen. Es beginnt irgendwo und muss ohne Unterbrechungen dorthin geleitet werden, wo es hinfließen soll.
Ein Beispiel:
Der Klang wird vom Instrumentalisten und seinem Instrument erzeugt.
Diese Vibrationen in der Luft treffen auf den Wandler, das Mikrofon.
Die akustischen Klangwellen werden in ein elektrisches Signal umgewandelt.
Das elektrische Signal fliesst durch das Mikrofon in das Kabel.
Das Kabel transportiert das Signal zum Vorverstärker im Interface.
Der Vorverstärker verstärkt dieses Signal auf den gewünschten Pegel.
Das Interface konvertiert das elektrische (analoge) Signal in ein digitales Signal.
Das digitale Signal wird via USB/Thunderbolt an den Computer übermittelt.
Sofern die Software richtig konfiguriert ist, erscheint dieses Signal jetzt in der DAW.
Brauche ich spezielle Kabel?
Ausser auf die richtigen Anschlüsse zu achten, gibt es keinen spezifischen Hersteller, von dem man Kabel kaufen müsste um gute Sounds aufnehmen zu können. Es gibt Klangunterschiede zwischen Kabel aber diese sind meiner Meinung nach marginal. Performance, Instrument und Positionierung des Mikrofons sind weitaus wichtiger.
Brauche ich symmetrische oder asymmetrische Kabel?
Für Verbindungen zwischen Mikrofone und Geräte werden im Studio meist symmetrische oder “balanced” Kabel bevorzugt, da Einstreugeräusche mithilfe von Phasenkehrung gefiltert werden. Typischerweise mit XLR oder TRS Steckern ausgestattet, tragen symmetrische Kabel folgende Elemente:
1x Erdung
1x Signal, positive Phase
1x Signal, negative Phase
Am Ende des Kabels wird eines der beiden Signale in der Phase gedreht, sodass aufgenommene Einstreugeräusche, welche auf beiden Leitern identisch sind, sich auslöschen und nur das pure Audiosignal übrig bleibt.
Asymmetrische oder “unbalanced” Kabel werden jedoch für elektrische Gitarren und Bässe, wie auch für manche Keyboards und älteres Studioequipment verwendet. Asymmetrische Kabel haben meist RCA oder TS Stecker und tragen folgende Elemente:
1x Erdung
1x Signal
Da es hier nur einen Signalleiter gibt und keine Phasenkehrung stattfindet, bleiben alle Einstreugeräusche im Audiosignal bestehen.
Vorallem für längere Verbindungen werden deshalb symmetrische Kabel bevorzugt.
Hier ein gutes Kurzvideo: Balanced vs Unbalanced Cable
Welches Mikrofon sollte ich benutzen?
Jedes Mikrofon kann funktionieren. Es gibt diverse Sorten, wie Kondensator, Bändchen und dynamische Mikros, welche wiederum alle ein bisschen anders aufgebaut sind und auch anders klingen. Kondensatormikrofone eignen sich gut um einen neutralen und offenen Klang einzufangen. In den meisten Fällen benötigen diese 48v Phantomspeisung, welche am Verstärker aktiviert werden kann. Bändchenmikrofone tendieren zu einem etwas dunkleren Klang und sind auch ein wenig sensibler was die Konstruktion angeht. Die meisten Bändchenmikros werden keine 48v Phantomspeisung brauchen und würden wahrscheinlich auch beschädigt werden, falls diese aus Versehen aktiviert wird. Dynamische Mikros eignen sich sehr gut um laute Klangquellen aufzunehmen. Sie sind robust und benötigen meist keine Phantomspeisung. Je nach Klangquelle mag es natürlich Präferenzen geben, was die Mikrofonwahl angeht. Bei Unsicherheit, eignet sich das dynamische Mikrofon, aufgrund seiner robustheit, am besten. Für weitere Info bezüglich Mikrofonwahl, hier mein Artikel: “Recording”.
Wie positioniere ich das Mikro richtig?
Die Positionierung des Mikrofons kann eine sehr grosse Einwirkung auf das Endresultat haben. In den meisten Fällen sind ca. 10-30cm für Gesang und 30-50cm Abstand für Instrumente ein guter Startpunkt. Auch die Art des Mikrofons spielt hierbei eine Rolle. Ein sehr altes und fragiles Bändchenmikrofon würde wahrscheinlich eher etwas weiter entfernt platziert, um es vor starken Ausschlägen der Klangwellen zu schützen. Zu nah am Instrument und der Klang kann stark dröhnen. Zu weit und alles wirkt verwaschen und undefiniert. Die Front des Mikrofons sollte auf das Ziel gerichtet sein. Falls unklar welche die Front ist, kann man auch mit einer Lampe durch den Grill leuchten, um die Kapsel zu erkennen. Danach ist es grundsätzlich aufnehmen, anhören und korrigieren.
Wie stelle ich die Eingangslautstärke korrekt ein?
Vielfach sind Lämpchen am Vorverstärker zu finden, welche den Eingangspegel angeben. Die Lautstärke sollte so eingestellt werden, dass das Instrument gut zu hören ist aber nirgendwo rote Lämpchen aufleuchten oder Verzerrung hörbar ist. Am Vorverstärker wie auch in der DAW wäre ca. 2/3 oder 3/4 des Meters eine gute Zielregion, stets im grünen oder auch gelben Bereich. Diese Einstellung sollte ein gutes Signal-Rausch-Verhältnis und einen ausreichenden Spielraum bieten.
Muss ich lauter singen / spielen als sonst?
Leiser oder lauter zu spielen beeinflusst natürlich das Feeling der Musik. Grundsätzlich würde ich sagen, spiele es so, wie Du es am Ende gerne hättest und wie es im Arrangement beabsichtigt ist. Falls Du das Gefühl hast, es könnte mehr Energie vertragen, kann im Nachhinein immer noch neu aufgenommen werden. Sollte es irgendwo eine sehr leise Passage geben, kann auch das Mikro etwas näher positioniert werden. Wenn das Mikrofon und der Vorverstärker gut eingestellt sind, sollte man sich über die Lautstärke der Performance nicht unbedingt Sorgen machen müssen.
Muss ich mein Instrument irgendwie vorbereiten?
Es ist selten schlecht für eine Aufnahme gut vorbereitet zu sein und das beinhaltet natürlich auch das Instrument. Viele Sänger haben ein Aufwärmprogramm für Ihre Stimme, ein Gitarrist würde vielleicht neue Saiten aufziehen, die Gitarre ölen und stimmen, usw. Je besser das Instrument gepflegt und vorbereitet ist, desto besser kann es wahrscheinlich auch klingen. Allgemein ist das Stimmen des Instrumentes natürlich sehr wichtig.
Brauche ich ein Instrument, das speziell für Aufnahmen gedacht ist?
Nicht wirklich. Jedes Instrument hat seinen eigenen Klang, welcher je nach Arrangement entweder gut oder weniger gut passen kann. Ein Instrument zu verwenden, mit welchem man bereits vertraut ist, ist ein guter Startpunkt. Auch weniger ideale Instrumente können etwas Eigenes haben, das gut funktionieren und sonst nirgends gefunden werden kann.
Kann ich ohne Kopfhörer aufnehmen?
Sicher. Vergiss aber nicht, die aufzunehmende Spur stumm zu schalten, wenn über Lautsprecher abgehört wird, da Feedback möglich ist. Ausser es wird natürlich in einem separaten Kontrollraum abgehört. Falls Tempo keine grosse Rolle spielt und das Feeling des Songs eher frei und natürlich sein soll, kann eine Aufnahme ohne Kopfhörer diese Performance begünstigen. Der Vorteil im Aufnehmen mit Kopfhörer liegt darin, das gespielte präziser hören zu können und allenfalls zu einem Klick spielen zu können.
Welche Kopfhörer kann ich benutzen?
Jeder Kopfhörer kann benutzt werden. Es gibt “In-Ear” Stöpsel, Closed- und Open-Back Kopfhörer. Einfach nicht so laut aufdrehen, dass man die Musik im Kopfhörer auch noch übers Mikro mit aufnimmt. Open-Back Kopfhörer werden deswegen oft ausgeschlossen.
Muss ich zu einem Klick aufnehmen?
Mit einem Klick aufzunehmen ermöglicht auf den richtigen Beat zu starten, das korrekte Tempo zu halten und macht späteres Editieren um einiges leichter, da keine Tempi verzogen werden müssen, was vielfach auch komisch klingt. Auch anschliessendes Overdubbing gelingt oft einfacher. Natürlich hat das Aufnehmen zu einem Klick auch einen Einfluss auf die Performance. Für genaues und “auf Raster” Aufnehmen ist es super. Falls aber ein eher freies und natürliches Feeling gesucht wird, kann auch ohne Klick experimentiert werden.
Irgendetwas funktioniert nicht. Was kann ich machen?
Wenn etwas nicht funktioniert, hilf das sogenannte “Troubleshooting”. Geh über Dein Setup, Schritt für Schritt, und kontrolliere, ob Du irgendwo einen Fehler findest. Vielleicht ist es ein Mikrofon, das nicht richtig angeschlossen ist oder die Phantomspeisung ist nicht eingeschaltet. Das Kabel könnte beschädigt sein oder der Pegel am Vorverstärker noch nicht hochgedreht. Es könnte an der Interface-Software liegen oder auch etwas in der DAW sein. Methodisch alles zu überprüfen enthüllt meist den Irrtum, früher oder später. Falls nichts gefunden wird, sind auch Internetforen oft gute Informationsquellen. Wenn nichts hilft, rufe am besten jemanden an, der Dir helfen kann.
Ich habe etwas mit zwei Mikros aufgenommen, aber wenn ich sie zusammenfüge, klingt es komisch. Warum ist das so?
Die Möglichkeit besteht, dass sich die Phasen der beiden Signale gegenseitig auslöschen. Um dies zu reparieren, kann die Polarität eines Signals, mithilfe des Phasenknopfes am Vorverstärker oder in einem Plugin, umgedreht werden. Achte dabei darauf, ob die Energie und Fülle dann wieder zurückkommt. Falls Du aussderdem noch eine Diskrepanz im Timing der beiden Signale feststellst, kannst Du dies auch mithilfe eines kurzen Delays oder durch Verschiebung in der DAW lösen. Falls es nicht an der Polarität liegt, gehe am besten durch das Setup und wende das Troubleshooting-Prinzip an.
Wie kann ich den Klang meines Instrumentes verändern?
Der Klang eines Instrumentes kann auf verschiedene Arten verändert werden. Beim Beispiel einer Gitarre, ist es manchmal so simpel wie die Saiten zu wechseln oder ein Plektrum zu benutzen. Beim Schlagzeug sieht man oft Klebeband oder Tücher an gewissen Elementen um diese zu dämpfen. Bassisten können Tape um die Finger wickeln, um den Attack zu verstärken. Für Gesang hatte Sylvia Massy den Sänger mal verkehrt von der Decke herunterhängen lassen, um die Performance zu finden, die sie suchten. Eine Menge kann hier funktionieren. Ausprobieren und erfinden.
Muss ich etwas in meinem Raum ändern bevor ich etwas aufnehme?
Natürlich kann der Raum je nachdem einen grossen Einfluss auf den Klang haben. Umso mehr, wenn eine grössere Distanz zwischen Instrument und Mikrofon eingestellt wird. Einige Räume verleihen der Aufnahme eine grossartige Dimension und Tiefe, während andere Räume den Klang völlig verwaschen und den Song stören. Du kannst mit härteren Oberflächen experimientieren, um Reflektionen zu gewinnen oder aber auch mit Absorber arbeiten, um den Klang zu dämpfen. Wahrscheinlich wird das Mikrofon näher an der Quelle sein, wenn der Raumklang vermieden werden soll, da das Mikrofon hauptsächlich den Klang des Instrumentes “hören” wird und den Raum eher etwas ausblenden wird. Die ideale Distanz ist der Schlüssel, denn das Instrument kann auch einen dröhnenden Klang erhalten, sollte das Mikro zu nah dran sein. Ob in einem top Aufnahmeraum oder in einer gewöhnlichen Garage, experimentiere um das optimale Resultat zu finden. Jeder Raum klingt anders.
Was sind WAVE und MP3?
Wave ist das gängigste Audioformat. Unkomprimiert und der Standard für Streaming-Uploads, CDs und Vinyl. Wave ist das bevorzugte Format für die Audiobearbeitung.
MP3 ist ein einfaches und komprimiertes Format mit geringem Qualitätsverlust. Die kleinere Speichergrösse macht es zum Favorit für den Austausch von Demos und Ideen. MP3 sollte für weitere Nachbearbeitungen vermieden werden.
Was sind Samplingrate und Bittiefe?
Samplingrate und Bittiefe werden als Masseinheiten verwendet, um den Informationsgehalt der Audiodatei zu definieren. Die Samplingrate, oder auch Abtastrate, bestimmt die Häufigkeit, mit der ein analoges Audiosignal pro Sekunde abgetastet wird.
Die Bittiefe gibt dabei die Anzahl der Bits an, welche pro Abtastpunkt gespeichert werden. Sie bestimmt, in wie vielen Abstufungen die Amplitude repräsentiert werden kann.
Eine 48khz, 24bit Wave-Datei wurde also 48000-mal pro Sekunde abgetastet und für jede dieser Abtastpunkte wurden 24 Bits an Lautstärkeninformationen gespeichert. Diese Samplingrate ermöglicht dabei das Aufnehmen von Frequenzen bis 24khz (Hälfte von 48) und die Bits erlauben pro Abtastpunkt eine Dynamik von max. 144db (24 x 6). Dies ist natürlich bloss eine kurze und oberflächliche Erklärung für ein sonst sehr komplexes System.
Welche Dateiformate muss ich exportieren, wenn ich meine Aufnahme zum Abmischen weitersende?
Am besten wählst Du eine Bitrate von 32bit und belässt die Samplingrate des Projekts, z.B. 48khz. Exportiere als WAV, da diese für Nachbearbeitungen am meisten verwendet wird, überall funktioniert und verlustfrei ist. Vermeide MP3 für weitere Nachbearbeitungen.
Was ist Dither und muss ich es benutzen?
Dither ist eine Form von Rauschen, das die Verzerrung ersetzen kann, welche als Artefakt bei der Quantisierung von einer höheren zu einer tieferen Bitrate auftritt, z.B. von 24bit nach 16bit. Da die meisten DAWs in 32bit arbeiten, kannst Du beim Export nach 24bit Dither anwenden. Beim Export nach 16bit solltest Du Dither anwenden.
Wo finde ich weitere Aufnahmetechniken?
Es gibt einige gute Bücher und Videos im Umlauf. Sylvia Massy’s Buch “Recording Unhinged” ist sehr cool. “Behind the Glass” von Howard Massey ist sehr interessant. Al Schmitt’s kurze Videos über seine Techniken bieten einen grossartigen Einblick. Sound On Sound hat sehr gute und detaillierte Artikel zur Aufnahme spezifischer Instrumente. YouTube-Channels wie recordingrevolution und Produce Like A Pro sind sehr informativ.
Lass mich wissen falls noch was unklar ist und gerne melde ich mich bei Dir.